Wandern ist gut für die Gesundheit. Damit sind wir vollkommen einver-standen. Wäre es nicht noch besser, im Rahmen einer interessanten und unterhaltsamen Wanderung eine einzigartige Gegend wie die Comano Valle Salus zu erkunden?
Daher schlagen wir Ihnen eine Wanderung nach SMaLL vor. Erschrecken Sie nicht, wenn dieser Name anspruchsvoll oder vielleicht sogar ein wenig langweilig scheint – das Gegenteil ist der Fall. SMaLL ist die Abkürzung für Monte San Martino/Lundo Lomaso. Auf dem abgelegenen Monte San Martino befinden sich die Überreste einer alten befestigen Siedlung. Sie wurde in der Spätantike von den Langobarden aus militärisch-strategischen Gründen errichtet. Heute ist dieser Ort eine Oase der Natur und der Ruhe mit einer romanischen Kapelle auf seiner höchsten Erhe-bung (980 m Höhe), von der aus man eine beeindruckende Aussicht über einen Großteil des Tals genießt.
Dieser wunderschöne Wanderweg beginnt im Dorf Lundo und verläuft über die waldreichen Hänge des Monte Casale, durch eine Naturland-schaft, die mit zahlreichen geschichtlichen Zeugnissen bezaubert.
Los geht’s! Wir beginnen unsere Wanderung auf dem Dorfplatz und schlagen die Schotterstraße ein, die zur Alm Malga di Vigo führt. Ausge-lassen machen wir uns an den Aufstieg und tun dabei so, als würden wir die Wanderstöcke korrekt benutzen. Da wir uns allem Anschein nach weit entfernt von der modernen Welt befinden, haben wir keine Eile und las-sen uns in eine andere Dimension gleiten. Wir atmen den Duft nach Laub und nach frischem Heu ein und lauschen dem Vogelgezwitscher. Manch einer von uns ist ein wenig außer Atem, was aber nicht weiter wichtig ist. Der Wald am Rande des Weges ist so dicht, dass man die Geräusche der kleinen Tiere hören kann. Das passiert normalerweise selten, sind wir als lustige Gruppe schwer zu überhören.
Der erste Streckenabschnitt ist entspannend, ein ruhiges Auf und Ab zwi-schen Buchen, deren Blätter uns im Frühling sattgrün entgegenleuchten und im Herbst mit ihrem Rostrot wärmen. Jedes Mal, wenn wir auf das trockene Laub auf dem Weg treten, raschelt es laut, was unsere Wande-rung wie eine Art melodische Waldmusik begleitet.
Der steile, gepflasterte Abschnitt taucht ganz plötzlich vor uns auf: ein Anstieg, der uns wortwörtlich den Atem raubt und die Beine voll bean-sprucht. Aber egal, jeder geht in seinem Rhythmus. Auf jeden Fall ist es schön, immer wieder einmal anzuhalten, um das fabelhafte Panorama zu bewundern, das sich mit steigender Höhe ändert. Es scheint fast, dass die Sonnenstrahlen neben den Farben auch die Formen verändern könnten.
Das Licht wird schwächer, sobald wir in den Wald hineinkommen. Wir schlagen den Weg ein, der von Norden zur Festungsanlage führt und wandern unter Buchen hindurch, deren Blätter von der Ora, dem vom Gardasee kommenden Südwind, zum Rascheln gebracht werden. Der Anstieg hat es in sich; wir kommen ordentlich ins Keuchen. Manch einer lässt seinen Unmut an jenen aus, die die brillante Idee hatten, „eine Wanderung in der Natur zu machen“. Die Festung ist nicht mehr weit ent-fernt. Zwischen den Blättern und dem Gras können wir die ersten weißen Gebäude schon erkennen. Mit jedem Schritt steigt unsere Neugier; wir staunen über jedes Mauerstück. Der Wachturm an der Außenmauer scheint uns daran zu erinnern, dass wir in eine andere Zeit eintreten. Er zeugt von vergessenen Geschichten und lange verblichenem Ruhm. Wir verstummen respektvoll, als ob wir in einer Kathedrale wären.
Zwischen den mittelalterlichen Mauerresten fühlen wir uns in der Zeit zu-rückversetzt. Wir stellen uns die Stimmen der Menschen vor, die hier lebten, hören das Hufgeklapper der Pferde, sehen das aufgestapelte Holz in den Gässchen und das Feuer, das dunkle Herbsttage erhellte. Ein merkwürdiges Gefühl befällt einen und bringt einen dazu, schnell bis zum höchsten Punkt aufzusteigen, wo sich die Überreste einer romanischen Kapelle befinden, die dem Hl. Martin geweiht war. Die Szene zieht einen ganz in ihren Bann, und während man die geheimnisvolle Schönheit ringsum bewundert und den Blick in die Ferne schweifen lässt, macht man sich Gedanken, was einem diese Steine heute noch erzählen.
Vom höchsten Punkt aus gleitet unser Blick auch zum Tal hin, das einen wunderbaren Überblick bietet: vom Monte Misone bis zum Monte Co-gorna, vom Monte San Martino del Bleggio bis zu den Brenta-Dolomiten, vom Passo Ballino bis zum Passo Durone, von den sanft abfallenden, be-waldeten Hängen bis zur Ebene mit den Dörfern Lomaso und Bleggio, die von schachbrettartigen Hecken und Feldern umgeben sind. Ein einmali-ger Anblick!
Dann bringt uns die Stimme unseres Begleiters wieder in die Wirklichkeit zurück. Es ist Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Unsere Gedanken aber verweilen noch einige Zeit bei der Festung.